Verbiss- und Schälschäden gehören zu den zentralen Faktoren, die die natürliche Entwicklung vieler Wälder beeinflussen. Überhöhte Schalenwilddichten können die Verjüngung empfindlicher oder konkurrenzschwacher Baumarten erheblich beeinträchtigen und langfristig zu einer Veränderung der Baumartenzusammensetzung führen. Besonders betroffen sind standort- und klimatolerante Mischbaumarten wie Tanne, Eiche oder verschiedene Edellaubhölzer, deren Ausfall die strukturelle Vielfalt und ökologische Resilienz des Waldes vermindert. Schälschäden an älteren Beständen verursachen zudem Fäule, mindern die Stabilität und führen zu deutlichen Wertverlusten im Nutzholz.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen solcher Schäden sind erheblich. Betriebe sehen sich mit hohen Kosten für Schutzmaßnahmen, Nachbesserungen in Verjüngungsflächen und Ertragsverlusten bei beschädigtem Holz konfrontiert. Gleichzeitig verlängern sich Produktionszeiträume, da geschädigte Bestände später die Nutzungsreife erreichen. Diese Effekte reduzieren die Wirtschaftlichkeit forstlicher Betriebe und erhöhen den Finanzbedarf insbesondere im öffentlichen Wald.

Vor diesem Hintergrund kommt der regelmäßigen Erhebung von Verbiss- und Schälschäden eine zentrale Bedeutung zu. Inventuren ermöglichen eine objektive und nachvollziehbare Bewertung des Wald-Wild-Verhältnisses und schaffen damit die Grundlage für fundierte waldbauliche und jagdliche Entscheidungen. Sie machen Auswirkungen des Wildes sichtbar, erlauben eine Überprüfung der Wirksamkeit bisheriger Maßnahmen und unterstützen die Entwicklung stabiler, klimaangepasster Mischwälder.

Zugleich fördern Inventuren Transparenz und tragen zur Verständigung zwischen Waldbesitz, Jagdausübung und Verwaltung bei, indem sie Konfliktpotenziale reduzieren und nachvollziehbare Datengrundlagen bereitstellen.

Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wald und Wild ist für die Stabilität, Biodiversität und wirtschaftliche Tragfähigkeit von Wäldern unerlässlich. Regelmäßige Verbiss- und Schälschadensinventuren leisten hierzu einen unverzichtbaren Beitrag, da sie die Grundlage für eine nachhaltige Steuerung von Wildbeständen und für eine langfristig gesicherte Waldentwicklung bilden.